Dr. W.Feist, Passivhaus Institut, Darmstadt

Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in welchem ein komfortables Innenklima ohne aktives Heizungs- und Klimatisierungssystem erreicht werden kann – das Haus “heizt” und kühlt sich eben rein passiv (Adamson 1987 und Feist 1988). Voraussetzung hierfür ist ein spezifischer Jahresheizwärmebedarf von weniger als 15 kWh/(m²a).
Dies soll nicht etwa auf Kosten hoher zusätzlicher Verbräuche an anderen Energieträgern (z.B. Strom) erreicht werden. Vielmehr: Der gesamte spezifische Primärenergiebedarf pro m² Wohnfläche in einem europäischen Passivhaus darf 120 kWh/(m²a) (für Raumheizung, Warmwasserbereitung und Haushaltsstromverbrauch) nicht überschreiten.
Dies bildet die Grundlage, den verbleibenden Energiebedarf komplett durch erneuerbare Energien decken zu können.
Damit wird in einem Passivhaus insgesamt weniger Energie verbraucht, als in durchschnittlichen europäischen Neubauten allein an Haushaltsstrom und für die Warmwasserbereitung benötigt wird. Der gesamte Endenergieverbrauch eines Passivhauses ist daher um mindestens einen Faktor 4 geringer als der durchschnittliche Verbrauch in Neubauten nach den jeweils geltenden nationalen Vorschriften.

Vergleich von Energiekennwerten für Wohngebäude

Ein Passivhaus ist kosteneffizient, wenn die kapitalisierten Gesamtkosten (Investitionen in das Gebäude einschließlich Planung und Haustechnik plus Betriebskosten über 30 Jahre) nicht höher sind als  in einem durchschnittlichen Neubau.

Folgende Grundsätze bilden einen Leitfaden zum Bau von Passivhäusern:

  • Guter Wärmeschutz und Kompaktheit
  • Südorientierung und Verschattungsfreiheit
  • Superverglasung und Superfensterrahmen
  • Luftdichtigkeit des Gebäudes
  • Passive Vorerwärmung der Frischluft
  • Hochwirksame Rückgewinnung der Wärme  aus der Abluft mit einem Gegenstromwärmetauscher
  • Erwärmung des Brauchwassers mit teilweise regenerativen Energien
  • Energiespargeräte für den Haushalt
  • Alle Bauteile der Außenhülle des Hauses werden auf einen U-Wert kleiner als 0,15 W/(m²K) gedämmt. Passive Solarenergienutzung ist ein wesentlicher Faktor für das Passivhaus.
  • Die Fenster (Verglasung einschließlich der Fensterrahmen) sollen einen U-Wert von 0,80 nicht überschreiten, bei g-Werten um 50%.
  • Die Leckage durch unkontrollierte Fugen muß kleiner als 0,6 Hausvolumen pro Stunde sein.Die Frischluft kann über einen Erdreich-Wärmetauscher in das Haus geführt werden; selbst an kalten Wintertagen wird die Luft so bis auf eine Temperatur von über 5°C vorerwärmt.Der Frischluft wird der größte Teil der fühlbaren Wärme aus der Abluft wieder zurückgetauscht (Wärmerückgrad über 80%)
  • Mit Solarkollektoren oder auch mit Wärmepumpen wird die Energie für die Warmwasserversorgung gewonnen.
  • Kühlschrank, Herd, Tiefkühltruhe, Lampen, Waschmaschine, usw. als hocheffiziente Stromspargeräte sind ein unverzichtbarer Bestandteil für ein Passivhaus.